Nachdem klar ist, dass die Firmenleitung euch verarscht hat und ihr nun alle am selben Strang zieht, ist die Frage wie geht es weiter mit den Angestellten und der Modernisierung der Yonyatard Food Varks? Wird es einen neuen Maschinenpark geben, wenn ja, wer wird ihn bedienen?
Bei Subversion handelt es sich um ein Cyberpunk System mit alternativer Geschichte und Magie, näheres unter https://www.polyfeder-verlag.de/subversion.
Was bisher geschah (bei Runde 1):
Am Anfang war das Ende
Wir schreiben das Jahr 2653 babylonischer Zeitrechnung. Es war der erste Mai, ein Freitag wenn
ich mich recht entsinne. Ich wurde in einen der Besprechungsräume im fünften Stock gerufen.
Wann? In der Mittagspause, wann auch sonst! Als ob man sich während der Arbeitszeit mit einem
Šeru, wie mir, treffen würde. Der Šeru ist schließlich ein fleißiges Arbeitsbienchen mit zusätzlichen
Aufgaben, nämlich die Wünsche und Nöte seiner Leute dem Management vorzutragen. Es wäre
schön, wenn das Management dabei zuhören würde, tut es aber nicht. Das ich bei diesem Gedanken
geräuschvoll ausgespuckt habe, muss ich nicht erwähnen, oder? Stattdessen wird einem erzählt,
wie schlecht es um alles steht und das die eigenen Leute noch viel härter schuften müssen. Ich weiß
nicht, wie viele Schichten aus Geldscheinen die an ihre Wand tapeziert haben, aber wir schlucken's
und hoffen, irgendwann auch mal mehr als unseren Brei fressen zu können. Unser Brei? Das ist das
Zeug, was wir bei Yonyatad Food Varks herstellen. Ein Nährstoffbrei in allen
Geschmacksrichtungen. Eigentlich ist aber immer dasselbe drin, nur andere Chemie für den
Geschmack. Für die Details bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich mach' nur die
Qualitätskontrolle, damit es auch wirklich eine "vollwertige und ausgewogene" Mahlzeit ist.
Aber zurück zum ersten Mai, ich wurde also in den Fünften gerufen, dort wo die
Besprechungsräume sind. Es war ein ausgesprochen schöner Tag. Die Sonne schien durch die
Glasfassade, man konnte ein gutes Stück über die Hydrofarmen schauen. Der klimatisierte Raum
machte all das auch noch angenehm, wenn da nicht der komplette Vorstand vor einem sitzen würde.
Ja, da sitzen vier Leute einem Šeru gegenüber – die Reden nicht mit allen Šeru zusammen, warum
auch? Sie könnten ja in Bedrängnis geraten.
Also da sitzt Samuel Gorion, ein Babylonier und Arkanist, Abgänger der Schule des Mana – mit
Auszeichnung. Er hat kurzes schwarzes Haar, trägt eine Tunika der neuesten Mode. Ja, so eine mit
leuchtenden Fäden und mustern die sich seiner Stimmung anpassen. Allerdings passt das fröhliche
grüne Wellenmuster nicht so ganz zu seiner ernsten und finsteren Miene.
Daneben sitzt Natasha Wolkow, eine Alteiphera und Leiterin der Produktentwicklung. Ich habe
keine Ahnung, wo ihre Familie das Geld her hat, aber sie ist eine Baru des Marduk. So trägt sie
auch, wie immer wenn sie in der Öffentlichkeit gesehen werden könnte, das Ornat der Priesterschaft
und die Hakennase ganz weit oben. Das lange, blonde Haar streng und autoritär zu einem Zopf
gebunden, ganz wie es das Amt verlangt
Daneben dann Anais Ninive Hudson, eine Babylonierin in ihren späten Dreißigern und die
Vorstandsvorsitzende in vierter Generation von Yonyatad. Diese Frau hat Charisma, ein hartes
Gesicht, dunkelbraunes Haar und Hosenanzug, ganz die Geschäftsfrau und die einzige, die im
Vorstand nicht zaubern kann.
Dann sitzt da noch Jonathan Melchior Nazareth, der Mann für die Außendarstellung. Ein Absolvent
der Schule der Luft und verdammt exzentrisch. Seine Haarfarbe wechselt er wie seine Unterhosen,
genauso wie seinen Stil, mal elegant in Schwarz und mal flippig bunt. Heute ein leuchtend oranges
Hemd, dazu eine blaue Krawatte und eine ebenso blaue Hose. Seine attraktiven, androgynen
Gesichtszüge ganz entspannt und mit einem freundlichem Lächeln verziert.
Nachdem ich mich also setzen durfte – und ich schwöre, die Stühle für die nicht
Vorstandsmitglieder sind tiefer – hat die Wolkow angefangen zu erzählen: „Also, wir wissen, dass
bei Ihnen in der Fertigung alles hervorragend läuft und wir die Produktion der Aromen auch noch
deutlich steigern könnten. Wir wissen, dass Sie dafür die Leute haben und auch die nötige
Ausrüstung, schließlich kennen wir die Zahlen und haben uns nachhaltig aufgestellt. Allerdings
ergeben sich durch Lieferengpässe und Probleme in der Logistik – für die Sie und Ihre Leute
wirklich nichts können - notwendige Restrukturierungsmaßnahmen. Sie werden also Ihren Leuten
mitteilen, dass gut ein Viertel von Ihnen Yonyatard Food Varks am Ende des Monats wird verlassen
müssen. Wir sind bereit, Ihnen zuzugestehen, dass Sie fünf Personen benennen, die sie unbedingt
behalten möchten, alle anderen werden wir nach ihren individuellen Leistungskennzahlen und
ihrem Leumund beurteilen. Haben Sie noch etwas dazu zu sagen?“
Verdammte Scheiße, ich hatte eine Menge zu sagen – hab’s aber nicht getan, die hätten es eh nicht
verstanden und ignoriert haben Sie das, was ich halbwegs höflich formulieren konnte auch, oder
beiseite gewischt.
Ich habe meine Leute also zum Schichtwechsel zusammengerufen. Habe mich in der
Produktionshalle auf eine Kiste gestellt und ihnen gesagt: "Leute, ich hab keine Ahnung, wie ich es
euch anders sagen soll, als wir sind am Arsch. Ich sehe keine Möglichkeit, wie wir aus dem Mist
herauskommen sollen. Ich war heute Mittag bei einem Meeting mit dem Vorstand." Dabei wanderte
mein Blick durch die Abteilung. Ich sah zu Bel, dem Abteilungsleiter mit einem Blick der sagte:
"Ja, sie haben mich deswegen gerufen, nicht dich, also geht's nicht generell um unsere Arbeit,
sondern um eine soziale Sache". Dann war meine kurze Redepause vorbei, es hatte sich schon
Unruhe breit gemacht. "Ein Viertel von uns soll Ende des Monats gehen. Sie sagen, wir sind zwar
gut aufgestellt, aber es gibt Lieferengpässe und die Logistik kommt nicht hinterher." Ich wusste
nicht, was ich ihnen sonst sagen sollte. Mehr Informationen hatte ich damals nicht. "Ich habe ihnen
angeboten, dass wir weniger arbeiten und dafür weniger Geld bekommen. Trotzdem wollten sie
nicht. Sie meinten, das spart nicht genug Geld, wenn wir nicht ausgelastet werden." Natürlich waren
wir ausgelastet und mit einem Viertel weniger Leute, würden wir von einem Drei- zu einem
Zweischichtsystem wechseln. Es würde für uns alle mehr Belastung bedeuten, bei gleicher
Bezahlung. So eine verquirlte Scheiße. "Wir könnten streiken, aber ich befürchte, dass führt nur
dazu, dass sie uns alle entlassen." Dann stieg ich von meiner Kiste, niedergeschlagen, mit einem
Kloß im Hals und ich bemerkte, dass hier vermutlich ein Pulverfass entstanden war. War das meine
Schuld?
Immer Ärger mit der Logistik
Ich glaube es war etwa eine Woche später, als es wirklich begann zu eskalieren. Es war
durchgesickert, dass wir Šeru uns schon in die Haare bekommen hatten. Also ja, hatten wir, weil wir
die Leute, die wir behalten wollen auswählen mussten und darüber kam es zu Streit. Das tut aber
gerade nicht wirklich was zur Sache. Es war so, dass Druck auf dem Kessel war und schließlich
musste der raus. Clevererweise haben alle Abteilungen eine gemeinsame Mittagspause und auch
eine gemeinsame Kantine. Ja, die ist riesig - aber wer hat, der kann oder so ähnlich, nicht wahr?
Also, es war etwa eine Woche später in der Kantine und Banunu hatte sich ihr Tablett gefüllt. Teller
mit dem besten Nährstoffbrei der Welt in Form gebracht und mit dem Geschmack von Wurst in
Gewürzsoße mit frittierten Gerstenstreifen und Fischsoße und den Nährwerten der bestmöglichen
Mahlzeit. Dazu dann noch ein Glas Wasser und einen dampfenden Pott Kaffee. Sie ging dann das
alles irgendwie balancierend zu unserem Tisch. Dabei kam, sich gerade mit seinem Kollegen
unterhaltend, einer aus der Logistik an ihr vorbei und ist nicht weit genug ausgewichen. Vielleicht
wollte er das Tablett auch erwischen, genau sagen kann ich es nicht.
Zumindest landet Banunus Kaffee auf seiner Hose und er ging Banunu an: "Hey, du blöde
Schlampe, was soll das? Wenn ihr so ungeschickt seid, ist es kein Wunder, dass ihr die Hälfte der
Lieferungen wegwerfen müsst, weil irgendwas schief geht!" Einen kurzen Moment später war Ruhe
in der Kantine. Banunu war noch völlig geschockt, von dem was gerade passiert war. Der Typ von
der Logistik sieht sie immer noch herausfordernd an und dann steht Nabopolassar auf. Er nimmt
einen Löffel von seinem Kartoffelbrei, hebt ihn an und benutzt ihn als Schleuder. Der Flatsch Brei
landet am Schädel des Logistikers und tropft langsam an dessen Schädel herunter. Langsam dreht
sich der von der Logistik herum, man spürt die Anspannung, man hätte in der riesigen Kantine eine
Stecknadel fallen hören können. "Wir produzieren fast keinen Ausschuss, du Penner.", sagt er dem
Typen dann. Geht auf ihn zu und es gibt einen Faustschlag in die Magengrube, während der
Logistiker Nabopolassar im Gesicht trifft. Es war als hätten alle auf diesen Moment gewartet.
Plötzlich wird es laut und jeder schreit jeden an. Erhebt irgendwelche Vorwürfe oder verteidigt sich.
Jede Abteilung geht auf die andere los und ich sehe mich um. Irgendwer muss hier einschreiten. Es
dauert auch keine 5 Minuten, dann ist die Werkssicherheit da und versucht die Leute zu trennen, ist
aber heillos überfordert.
Wir Šerani haben zumindest einen kühlen Kopf bewahrt. Jeder von uns versucht irgendwo
dazwischen zu gehen, aber auch das hat nichts gebracht. Irgendwann haben wir uns gegenseitig
angeschaut und es war als hätten alle von uns, aus allen Abteilungen, die gleiche Idee gehabt. Wir
sind auf die Tische gestiegen, jeder hat seine Leute zur Ruhe gerufen und es hat sich langsam
beruhigt. Ich bin dann zu den anderen von uns gegangen. Wir haben uns kurz besprochen und es
war offensichtlich, dass hier irgendetwas schief gelaufen war. Die da oben hatten uns beschissen.
Also nicht nur uns in der Produktion, sondern alle. Warum sollten die von der Logistik sonst sauer
auf uns sein? Gut, sie hätten sicher irgendeinen Grund, wenn sie wollten, aber so? Nein, die
Stimmung war zu angespannt. Sie haben mich dann zu den Šerani der anderen Abteilungen
geschickt. Es galt herauszubekommen, was hier gespielt wurde.
Falsches Spiel
Die Šerani der anderen Abteilungen sind ja auch nicht auf den Kopf gefallen und so haben wir uns
dann an einen Tisch gesetzt. Jeder hat erzählt, was sie ihm erzählt haben. Überraschenderweise
haben sie jeder Abteilung etwas anderes erzählt. Nie lag der Fehler in der eigenen Abteilung,
sondern immer bei einer anderen. Am Ende konnte jeder eine andere Abteilung verantwortlich
machen und so haben sie versucht uns auseinander zu treiben. Tja... blöd, dass wir dahinter
gekommen sind. Nur was wurde hier tatsächlich gespielt? Warum sollen plötzlich so viele gehen?
Die Bücher sahen gut aus, das konnten uns die Šerani der Verwaltung sagen. Die von der IT haben
auch geschaut. Ja, hätten sie vielleicht nicht gedurft, aber wenn die in der Chefetage eben die Tools
nicht richtig nutzen, dann finden die von der IT eben deren Daten und können mitlesen.
Ein paar von uns haben sich also auf den Weg gemacht. Klar war es naiv, zu glauben, die würden
uns direkt Rede und Antwort stehen, aber einen Versuch war es wert. Immerhin konnten wir so
direkt zeigen, dass wir da Druck machen werden. Wir sind also in den Fünften gefahren. Dort sind
wir ausgestiegen und haben die Besprechungsräume überprüft - natürlich war da niemand,
zumindest keiner vom Vorstand. Klar, es war ja noch Mittagspause und inzwischen konnten uns
auch die von der Security nicht mehr decken. Aber wir haben einen Termin bekommen - also alle
einen zusammen. Der war für den nächsten Morgen angesetzt. Das war ein schlauer Zug von der
Geschäftsführung. Das war nah genug, damit wir uns nicht mit allen abstimmen konnten. Trotzdem
aber genug damit sich die Gemüter beruhigen konnten. Außerdem weit genug weg, dass die sich
eine Strategie zurecht legen konnten. Verdammter Mist, aber sie hatten die Rechnung ohne uns
gemacht.
Die von der IT haben eine Übung veranstaltet und die Daten überprüft und sind dabei auf was
Interessantes gestoßen. In den Dateien von Sinništu Hudson wurden sie fündig. Da gab es einen
Plan, für den Fall, dass wir das durchschauen und uns zusammen tun. Es gab da einen Ordner mit
dem Namen "Operation Tiamat". Darin war der Plan, uns gegeneinander auszuspielen, aufgeführt.
Der Grund ist eine Modernisierung des Maschinenparks und dass dann alles per Cybertech
automatisiert werden würde. Die bräuchten uns dann nicht mehr. Es gibt nur was, was sie nicht
bedacht hatten. Es bräuchte jemanden, der die Dinger repariert und herstellt. Das hat die Hudson
erkannt und als Plan B vorgeschlagen, falls wir’s durchschauen sollten. Verdammt, die waren darauf
vorbereitet.
Dumm nur, dass wir's gefunden hatten, genauso wie wir noch was gefunden hatten. Es schien so,
dass unsere saubere Sinništu Anais Ninive Hudson eine Affäre mit Nathaniel Mūšu, dem
persönlichen Assistenten von Samuel Gorion hat. Eigentlich ist sie glücklich verheiratet und hat
zwei Kinder. Außerdem hat sie Zikaru Mūšu bei Gorion persönlich empfohlen, ein Schelm wer
Böses dabei denkt, nicht wahr?
Ganz nebenbei hat der Šeru der arkanen Magier noch herausbekommen, dass Yonyatad gar nicht so
unabhängig ist, wie immer alle tun. Nein, einer seiner Kontakte hat tief gegraben und
herausgefunden, dass die meisten Anteile Sinništu Anastasia Ghuy gehören, einem Mitglied des
Rates. Die sucht nur nach einem Grund Sinništu Hudson von ihrem Posten zu entfernen. Sie scheint
ihr zu weich zu sein.
Verhandlungspositionen
Die Frage war nur, was könnten wir mit all dem Anfangen? Ich meine, wir wussten, es konnte nur
noch halb so schlimm werden, aber würde das was ändern? Sie könnten uns immer noch bei
nächster Gelegenheit raus werfen. Was könnten wir also tun?
Wir mussten unsere Verhandlungsposition stärken, da half es schon, dass wir das alles wussten.
Aber warum nicht noch tiefer graben? Außerdem mussten wir mehr rausholen, als nur die
Entlassungen zu stoppen. Wir brauchten eine Gesamtvertretung und eine, die auch wirklich
mitsprechen konnte. Dafür reichte das, was wir hatten, nicht. Oder besser: es war nicht genug
unterfüttert.
Wir haben uns dazu im Park getroffen, haben uns beraten und abgestimmt und einer meinte dann,
dass wir vielleicht bei Mūšu mehr Informationen finden würden. Irgendwie hatte auch einer schon
herausgefunden, wo der lebte. Ich glaube das war wieder der von den Arkanisten. Der kannte
verdächtig viele Leute. Wir sind also in der Nacht dorthin und aus irgendeinem Grund war dort
jemand sehr unvorsichtig. Zumindest standen die Türen offen - und ich schaue jetzt nicht zur IT
Abteilung.
Der hat tatsächlich geschlafen und wir mussten echt leise sein. Mann, ging uns die Pumpe dabei.
Wir haben ihn dann betäubt und hatten zumindest etwas Ruhe. Dann haben wir seine Wohnung
durchsucht. Erst dachten wir, scheiße, hier gibt's nix zu finden. Dann aber haben wir ein Graylo
gefunden. Er hatte das Drecks Ding hinten unter seinem Schreibtisch angeklebt. Es hatte Zugriff auf
einen Server und verdammt, da waren Videos gespeichert und ein Zugriff auf Kameras, Kameras im
Hause Hudson. Der Typ hatte das Haus der Hudson verwanzt. Keine Ahnung, wie er das geschafft
hat, aber damit war genügend Material für uns da. Aber was wollte der Kerl damit? Egal, vielleicht
könnten wir das später noch gebrauchen. Zumindest hatten wir Kopien der Videos, oder zumindest
Einiger.
Am nächsten Morgen haben wir Sinništu Hudson dann abgefangen. Wir haben klar gemacht, dass
sie wohl ihren Job los werden würde, wenn Sie uns nicht entgegen käme. Verdammt, das hat
funktioniert. Wir konnten dafür sorgen, dass wir eine Gesamtvertretung bekommen und das der von
den Arkanisten die neue Abteilung leitet. Außerdem haben wir jetzt ein Büro und unsere Treffen
gelten als Arbeitszeit. Ein Sieg? Ja, aber werden wir so weitermachen können? Was wenn Sinništu
Ghuy bekommt, was sie will?
Achtung: Es handelt sich um eine Legacy Kampagne und ich werde die Ereignisse in Prosa verwandeln.